Autor: Gerrit Schlaf

Es gibt kein Außerhalb der Simulation: Cronenbergs „eXistenZ“

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Auch wenn Freud in Cronenbergs Werken stets gut sichtbar im Schaufenster ausgestellt ist, seine Werke sind zum Glück auch als Ideologiekritik abseits der Psychoanalyse zu lesen, deren klinischem Obskurantismus ich nur bedingt Sinnvolles abgewinnen kann. eXistenZ weist hinaus auf eine Zukunft (oder Gegenwart?), in der der Mensch vollständig im Simulierten aufgehen kann und will. In der Technik die funktionale und libidinöse Erweiterung des Menschen ist – und umgekehrt (es ist kein Zufall, dass das Gamepad […]

Kurze Anmerkungen zur Sprengkraft des Kinos: Tarantinos „Inglourious Basterds“

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Zum Boykott aufrufende Kunstverächter gegen die Fanfaren der Reaktionären, die daraufhin zum Feldzug gegen den Strohmann einer um sich greifenden Political Correctness aufriefen. Einzig interessant an der ansonsten ermüdenden Debatte um Todd Phillips Joker-Verfilmung aus dem letzten Jahr war das Unbewusste, dass den Konflikt begleitete: Die Annahme, dass der Film scheinbar noch immer eine Art von Macht innewohnt. Dass der Zustand der Leinwand, vielleicht der Kunst allgemein immer auch von der Gesundheit einer Gesellschaft spricht. […]

Arbeit ist scheiße! „Alles Routine“ und das Unternehmen im Spätkapitalismus

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Was ist ein Bullshit Job? In seinem gleichnamigen Essay von 2013 definiert der Ethnologe David Graeber den Begriff noch vergleichsweise generös: Bullshit sind nur diejenigen Jobs, die all die, die ihn selbst ausüben (müssen) als absolut sinnlos empfinden. Denken wir an all die Berater, Koordinatoren und PR-Menschen, deren elitärer Habitus nicht nur beruflichen Sinn, sondern gar Relevanz verspricht, obwohl die Tätigkeiten, denen sie nachgehen meist in 15-minütigen Skype-Konferenzen abgehandelt werden könnten, sehen wir: Die Grenze […]

„Falling Down“: Warum Idelogiekritik?

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Falling Down ist ein unterschätzter Film – handwerklich großartig, inhaltlich brilliant. Wir sehen Michael Douglas in seiner besten Rolle: Ein relativer Durchschnittstyp, kurz vor der Explosion. Irgendetwas stimmt nicht. Seine Familie darf er nicht mehr sehen, in seinem Job wird er nicht wertgeschätzt, die Versprechen des amerikanischen Traums werden schon lange nicht mehr eingelöst. Joel Schuhmacher zeigt uns einen Menschen, der das eigene Abrutschen bemerkt, nicht aber in der Lage ist, die strukturellen Ursachen dafür […]

Wider der totalitären Normalität: „Laurence Anyways“ und die Liebe unter dem wachsamen Auge des Bürgertums

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Auf Nachfrage von John Searle, warum er denn so überkomplex, wirr, ja unverständlich schreiben würde, wo er doch im Gespräch rede wie jede andere Person, gab Michel Foucault eine erhellende Antwort: Es sei so, dass man in Frankreich intellektuell nicht ernstgenommen würde, wenn einen jeder verstünde. Es wird angenommen, was die Vielen sich erschließen können, das müsse somit auch trivial sein. Der schwarze Schwan Betrachten wir die Welt des Autorinnenfilms drängt sich ein Vergleich auf: […]

Vom Verlust der Zeitlichkeit: Vaporwave, »Uncut Gems« und dass Kino des Exzesses

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Vor knapp zehn Jahren erschien ein höchstseltsames Album am Horizont der Indiegemeinde: Eccojams Vol. 1 von einem Künstler mit dem Namen Chuck Pearson. Ein Album, das einen der Grundsteine für ein Genre, das später Vaporwave getauft wurde, legen sollte. Die Songs nicht neu, sondern Pop-Klassiker der 80er-Jahre, doch teilweise ins Unerkenntliche verfremdet. Musik in Zeitlupe, voller Hall, in Einzelteile zerlegt und neuarangiert, elektronisch aufgeladen, in die Länge gezogen wie Platten, die in zu langsamer Geschwindigkeit […]

Zwischen Vieldeutigkeit und Bedeutungslosigkeit: Wie die Angst vor der eigenen Haltung „Little Women“ im Weg steht

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Schaut man so manches Werk des gegenwärtigen Autorenkinos, so liegt der Verdacht nahe, dass nicht wenige Filmemacher die Ästhetik ihres Mediums doch eigentlich verachten. Karge Kulissen, kühle, melancholische Charaktere, die sich die meiste Zeit über anschweigen und ein Verzicht auf jeglichen Unterhaltungswert. Das muss doch große Kunst sein. Oder? Greta Gerwig liefert den cineastischen Einspruch gegen einen solchen Snobismus. Little Women ist laut, chaotisch, quatschig, hier und dort kitschig und nicht zuletzt auch von großer […]